OK-Modell von Harris neu interpretiert

Als ich das erste Mal von den vier unterschiedlichen OK-Positionen von Thomas A. Harris hörte, dachte ich, was ein Psycho-Quatsch!  Aber meine Meinung hat sich deutlich geändert.

2 Grundempfindungen von Harris

ok und nicht ok

KORUs Blog: Ich bin ok Du bist ok Harris neu interpretiert

Harris geht jeweils zwei möglichen Grundempfindungen eines Individuums aus: Entweder wir fühlen uns ok, oder eben nicht ok. Folglich können wir also immer auf eine Person stoßen, die sich ebenfalls ok fühlt – oder eben nicht ok. Daraus resultieren vier verschiedene mögliche Konstellationen, die die Grafik veranschaulichen soll.

Um das Modell besser zu verstehen, las ich direkt in Harris‘ Buch. Und ich muss ehrlich bekennen, dass mir einige Erklärungen darin doch etwas übertrieben anmuteten. Aber den Grundgedanken fand ich trotzdem nicht falsch. Denn natürlich kennen wir alle Situationen, in denen wir uns mal gut fühlen und in anderen wiederum nicht. Das Gleiche gilt für unsere Mitmenschen: Manche mögen wir und andere eben nicht. Wenn ich mich nicht ok finde und andere für mich nicht ok sind, muss ich nicht gleich in einer Heilanstalt landen [vgl. Harris, Ich bin o.k., Du bist o.k., S. 64].

So übertrug ich den Grundgedanken – vielleicht sogar unbewusst – in meinen Alltag.

Ich fühle mich nicht ok

und eine andere Person auch nicht

Grundsätzlich bin ich ein positiver Mensch, aber auch ich fühle mich manchmal nicht ok. Beispiel: Ich muss zu meinem Spanischkurs und habe es versäumt, meine Hausaufgaben zu machen, obwohl ich es fest vor hatte. Ich fühle mich nicht ok. Mit diesem genervten Gefühl gehe ich in den Kurs. Die Lehrerin schaut mich tadelnd an. Jetzt ist sie auch nicht ok. Ich gebe ihr die Schuld, dass sie mein schlechtes Gefühl noch verstärkt. Wir projizieren unser Unwohlsein auf andere, das kennt wohl jeder. Es ist zu erahnen, dass diese Situation destruktiv ist, denn wir bewegen uns in einer Abwärtsspirale und in einer solchen Lage wird keine gute Kommunikation möglich sein.

Ich fühle mich nicht ok

aber eine andere Person schon

Gleiches Beispiel, allerdings schaue ich diesmal mit Bewunderung auf meiner Lehrerin. Wie fließend sie spricht und wie authentisch ihre Aussprache ist! Außerdem würde sie nie etwas vergessen. Dieses Aufschauen zu unserem Gegenüber bedeutet aber auch gleichzeitig ein Kleinmachen von uns selbst. Kurzfristig ist das vielleicht noch kein riesiges Problem, aber wenn wir uns langfristig nicht auf einer Ebene befinden, werden wir auch hier Kommunikationsprobleme haben. 

Ich fühle mich ok

aber eine andere Person nicht

Wie gesagt bin ich ein positiver Mensch. Modifizieren wir das Beispiel. Diesmal bin ich super vorbereitet und gehe guter Dinge zum Spanischkurs. Wider Erwarten korrigiert die Lehrerin aber jede einzelne meiner Aufgaben. Was soll das? Ist die noch zu retten? Das ist ja wohl alles richtig! Jetzt haben sich die Positionen geändert, ich sehe mich als „größer“ als sie an. Das passiert auch oft im Streit, wenn wir jemanden partout von unserer Meinung überzeugen wollen. Wo führt das hin? Nirgendwo. Denn keiner möchte klein gemacht werden. Auch so können wir nicht auf Augenhöhe kommunizieren. 

Ich fühle mich ok

und eine andere Person auch

Last but not least: Voll vorbereitet erscheine ich beim Kurs, die Lehrerin kontrolliert gewissenhaft meine Aufgaben und verbessert mich, wo es nötig war. Zum Glück tut sie es, denn sonst würde ich ja nie besser werden! Zum Glück kann sie so gut erklären. Lustigerweise hat sich an dem Verhalten der Lehrerin nichts geändert, nur meine Einstellung zu ihr ist vollkommen anders. Nun befinden wir uns auf einer Ebene und ermöglichen so eine Kommunikation ohne Missverständnisse. 

Was ich hier so vereinfacht dargestellt habe, ist meine persönliche Interpretation von dem OK-Modell von Harris. Für mich ist wichtig zu verstehen, dass wir uns alle mal in allen Zuständen bewegen. Aber das Bewusstwerden und Bewusstsein dieses Umstands befähigt uns, aktiv eine andere OK-Position einzunehmen. Immerhin wissen wir, dass nur im OK-OK-Zustand eine Kommunikation ohne Missverständnisse möglich ist.

Und wer wird schon gerne missverstanden?

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